Das folgende Interview wurde uns freundlicherweise seitens des DFB zur Verfügung gestellt:

Es sind die ersten Schritte auf einem langen und schweren Weg: Die U 15-Nationalspieler gehören zu den besten Spielern ihrer Altersklasse. In den Eliteschulen des Fußballs, in den Bundesliga-Leistungszentren und DFB-Stützpunkten haben sie sich durchgesetzt und träumen alle vom Beruf Fußballprofil.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Roy Rajber spricht DFB-Trainer Frank Engel, unter dem bereits die heutigen A-Nationalspieler Mesut Özil, Jerome Boateng oder Benedikt Höwedes ihre ersten Länderspiel Erfahrungen gemacht haben, über den Weg der U 15-Nationalmannschaft, die Bedeutung von Auswahlmannschaften für die sportliche und persönliche Entwicklung, die Philosophie beim DFB und das Duell mit den Niederlanden.

DFB.de: Herr Engel, im November bestritt die U 15-Nationalmannschaft ihre ersten beiden Länderspiele gegen Korea. Was hat sich in den vergangenen Monaten getan?

Frank Engel: Wir haben in den vergangenen Monaten mehrere Lehrgänge durchgeführt, in denen wir weitere Spieler gesichtet und unter höheren Anforderungen getestet haben. Wir haben in diesem Spieljahr insgesamt 131 U 15-Talente bei unseren Aktivitäten unter die „Lupe“ genommen. Im April haben wir als U 15-Nationalmannschaft am U 16-Sichtungsturnier der Landesauswahlmannschaften in Duisburg teilgenommen. Das war für die Spieler ein sehr guter Vergleich gegen ältere Talente, die ja auch alle aus den Leistungszentren kommen.  Mit dem fünften Platz unter 22 Mannschaften hat sich das Team zudem ordentlich aus der Affäre gezogen..

DFB.de: Im Kader finden sich im Vergleich zum Herbst sieben Debütanten. Warum?

Engel: In dieser Altersklasse kann man nicht wirklich von einem festen Kader sprechen. Die Spieler entwickeln sich unterschiedlich schnell. Leistungsschwankungen sind norml und wir wollen auch bewusst einen größeren Kader sehen. Natürlich wollen wir uns auch im mannschaftstaktischen Bereich entwickeln, versuchen modernen Fußball zu demonstrieren. Aber vor allem wollen wir die Spieler unter harten Wettkampfbedingungen sehen, um ihr Leistungsvermögen auch perspektivisch einschätzen zu können. Es geht nicht um die momentane perfekte Mannschaftsleistung mit dem gleichen Spielerkader.. Die Tür ist für jeden jederzeit offen! Wir wollen Spieler für die Zukunft entwickeln, sie auch über die Länderspiele ausbilden. Aber gewinnen wollen wir natürlich auch.

DFB.de: Welche Perspektive haben die Talente? Sehen wir einen Großteil in der nächsten Saison in der U 16-Nationalmannschaft?

Engel: Die Wahrscheinlich dafür ist gegeben. Aber das entscheiden die Spieler selbst durch ihre Leistungen im Verein, da werden sie gemacht. Fußball ist Tagesgeschäft, das müssen die Jungs wissen und permanent dranbleiben. In den Auswahlmannschaften können sie sich international mit den Besten auf hohem Niveau messen und sich individuell profilieren. Junge Spieler wie Max Meyer, Timo Werner, Levin Öztunali oder Julian Brandt, die schon in der Bundesliga integriert sind, haben vor drei bis vier Jahren noch bei uns in der U 15 gespielt. Die Entwicklung geht heute enorm schnell voran und ist natürlich individuell sehr unterschiedlich.

Die Philosophie des DFB ist darauf ausgelegt, die Spieler ganzheitlich zu fördern. Wir DFB-Trainer stehen ja ohnehin ständig in Kontakt und tauschen uns aus. einen Großteil der Spieler werden wir in älteren Auswahlteams wiedersehen.

DFB.de: Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen dem DFB und den Vereinen?

Engel: Das Zusammenspiel mit den Vereinen verläuft sehr gut. Wir tauschen uns regelmäßig aus und führen intensive Gespräche. Die Nachwuchsleistungszentren werden von uns genau über die Abläufe und Trainingsinhalte bei DFB-Maßnahmen informiert. Wenn die Spieler in ihre Vereine zurückkehren, weiß man dort genau, wie sehr die Spieler belastet worden sind und wie wir ihre Leistungen beurteilen. Viele Vereinstrainer sehen sich die Länderspiele an, sie wollen sich auch am internationalen Maßstab orientieren.

DFB.de: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang der internationale Vergleich mit anderen Nationalmannschaften?

Engel: Nach dem nationalen Vergleich bei den DFB-Lehrgängen, wo sich die Spieler mit den Besten im eigenen Land messen, ist ein Junioren-Länderspiel natürlich der nächste Schritt. Zum einen, weil die Erfahrungen rund um ein solches Spiel wertvoll sind: sich das Nationaltrikot überzustreifen, die Hymne vor dem Anpfiff zu hören und vor vielen Zuschauern zu spielen. Das ist etwas völlig Neues und Besonderes für die jungen Spieler. Zum anderen wird natürlich auch in vielen anderen Ländern bereits enorm in diese Altersklasse investiert. Für die Spieler sind die Anforderungen schon sehr hoch, und diese Spiele helfen ihnen bei der Profilierung ihrer individuellen Leistungsfähigkeit. Unsere Arbeit ist somit nicht nur wertvoll, sondern auch dringend notwendig. Je früher sich die Talente mit höheren Maßstäben zurechtfinden, desto mehr Chancen haben sie auf dem langen und schwierigen Weg zum Fußballprofi. Und man muss heute auch beachten, dass das Hochleistungsalter im Fußball wesentlich nach unten gedrückt wurde – auch das erfordert einen frühen Start auf Auswahlebene.

DFB.de: Worauf liegt der Fokus bei den Länderspielen gegen die Niederlande?

Engel: Die vergangenen Junioren-Europameisterschaften haben gezeigt, dass die Niederlande eine exzellente Jugendarbeit vorzuweisen hat. Für unsere Spieler kommt jetzt nach dem nationalen Vergleich beim Sichtungsturnier ein sehr guter internationaler Vergleich hinzu. Das sind wertvolle Erfahrungen für die sportliche aber auch persönliche Entwicklung der Talente. Und für Spannung ist garantiert! Spiele gegen die Niederlande machen Spaß.